Pius in Regensburg

9. Fahrt auf den Spuren von Papst Pius II. 23.01. bis 24.01.2016





Thema dieser Fahrt:

Die Rede im Reichstag

Rede „Quamvis omnium“, gehalten am 16. Mai 1454 in Regensburg von Enea Silvio Piccolomini, Bischof von Siena und Gesandter des Kaisers, in Anwesenheit des Herzogs Philipp von Burgund (Kurzfassung)


Obwohl euch Anwesenden allen, hochverehrte Väter, hochberühmte und höchstadelige Fürsten und ihr übrigen berühmten und hervorragenden Männer, der Grund eurer Vorladung bekannt ist – denn das Problem ist brennend und betrifft die gesamte Christenheit – und ihr wisst, weshalb der göttliche Friedrich, Kaiser der Römer, einen Konvent in diese hochberühmte Stadt berief, haben es meine Kollegen für zweckmäßig gehalten, die Angelegenheit, die uns veranlasste euch herbeizurufen, vor euch persönlich in aller Ausführlichkeit zu erläutern, und die Maßnahmen, welche sich der Kaiser zur Rettung der Christenheit überlegt hat, einem möglichst breiten Auditorium vorzustellen. Mich, von allen der Geringste, traf es, die Sache vorzutragen, und gerne gehorche ich meinen Vorgesetzten. Und weil es schändlich ist zu widersprechen, wo man gehorchen muss, werde ich die mir übertragene Aufgabe – so gut ich kann – zu lösen versuchen, damit alle einsehen, dass das Unrecht, welches unserer Meinung nach gerächt werden muss, kein geringes ist, und dass die Gefahr, vor der wir uns nach unserer Überzeugung durch euren Beistand hüten müssen, alles andere als gering ist. Mehmet hat, gegen jegliches Recht und Bündnis, am Bosporus eine Festung erbaut, Konstantinopel belagert, Artillerie eingesetzt, die Mauern beschossen, die Stadt scharf angegriffen, eingenommen und zerstört. Kaiser Konstantin ist an Ort und Stelle gefallen. Schon beim ersten Ansturm wurden ca. 1000 Menschen getötet. Daraufhin gibt es ein noch größeres Gemetzel in der ganzen Stadt. Der gesamte Adel wird ausgelöscht, die Priester gehen durch das Schwert zugrunde. Jungfrauen und Matronen erleiden das, wonach es die Sieger gelüstet, Kinder werden im Arm der Eltern abgeschlachtet. Die Gott geweihten Kirchen werden auf unsägliche Weise geschändet, werden zu Ställen und - man muss sich nur noch schämen – zu Bordellen. Die Bildnisse unseres Herrn werden zerstört. Die Reliquien der Märtyrer und anderer Heiliger werden den Schweinen und Hunden zum Fraße vorgeworfen. Ganze Bibliotheken und wertvolle Geschichtsbücher verbrennen sie. Dies bedenkend und anderes mehr, was aber hier zu weit führen würde, hat unser höchsterhabener Herr es nicht nur für nützlich, sondern für zwingend notwendig erachtet, diese Versammlung hier einzuberufen, und die Könige und Fürsten zu ermahnen, mit gemeinsamen Kräften zusammenzu- helfen, um diesen gemeinsamen Brand einzudämmen. Denn wie wild und mächtig dieser Feind auch sein mag, seine Macht wird nichts wert sein, wenn sich die Kräfte der Christen zusammenfinden. Wenn die Streitmacht des Hl. Römischen Reiches geschlossen zu den Waffen greift, wenn die adeligen Fürsten Germaniens und die so mächtigen Städte einstimmig mit dem höchst vornehmen Herzog von Burgund, der uns mit seiner Anwesenheit ehrt, sich gemeinsam zur Verteidigung des Glaubens aufraffen, dann fehlen weder Waffen noch Pferde noch Wagen noch Schiffe noch Menschen uns Christen, sondern all dies steht uns viel besser als jenem zur Verfügung. Weder zu Wasser noch zu Lande waren die Türken den Christen je gewachsen, wenn man geschlossen gegen sie marschierte. Der so christliche König von Frankreich hat dem Papst einen Brief geschrieben, in dem er versprach, dass er sich zusammen mit der deutschen Nation an der Verteidigung des Glaubens beteiligen werde. Dieser Plan wäre ohne Zweifel gefährdet, wenn die Versammlung hier, was Gott verhüten möge, ohne passable und allseits erwartete Abschlusserklärung aufgelöst würde. Eure Exzellenzen werden also zu Rate gehen und sich Mühe geben, dass nicht ein so wichtiger und mächtiger Fürst, wie es mein hochberühmter Herr, seine Exzellenz der Herzog von Burgund ist, aus weit entfernten Landen unter großen Mühen und Gefahren auf Geheiß des Kaisers ganz umsonst hierher gekommen ist.







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