Auf den Spuren Pius' II. - In den Albaner Bergen

Pius hat sich im Mai 1463 10 Tage lang als Gast des Kardinals von Aquileia, Lodovico Trevisan, der in Alba einen luxuriösen Sommersitz hatte, in der Gegend südlich von Rom, den Colli Albani oder Castelli Romani, wie die Römer heute sagen, aufgehalten und gibt uns in seinen „commentarii“ (XI, 22; vgl. Leseprobe) einen anschaulichen und ausführlichen, manchmal auch etwas ironischen Bericht darüber.

Wir wollten nun - wie schon in unseren ersten beiden Reisen - seinen Weg nachfahren und die von ihm beschriebenen Orte und Bauwerke besichtigen, sofern sie noch erhalten sind. Aus organisatorischen Gründen konnten wir nicht ganz chronologisch nach seinem Reiseplan vorgehen, aber (fast) alles besichtigen, was er uns beschreibt.

Am ersten Tag besuchten wir die bedeutende Abtei von Grottaferrata, wo die Mönche noch heute nach griechischen Ritus leben und zelebrieren. Pius hat den dortigen Abt, weil er angeblich allzu streitsüchtig war, wegbefördert und den Kardinal Bessarion, seinen engen Vertrauten (einen Griechen) zum neuen Abt des Klosters ernannt.(vgl. Ich war Pius II. S. 391 f.)

Nachmittags wanderten wir auf der noch sehr gut erhaltenen römischen „via sacra“ auf den Monte Cavo (Pius hat sich damals auf seiner Sänfte hinauftragen lassen). Von dort oben konnten wir den herrlichen Rundblick, den uns Pius beschreibt, nachvollziehen und genießen. (dto S. 390)

Am zweiten Tag fuhren wir nach Albano, wo Pius während seines Aufenthalts wohnte. Dort besichtigten wir die riesigen, von den Römern angelegten Zisternen und das sog. Grabmal der Horatier und Curatier, außerdem den Wasserauslass am Albanersee, den schon Livius in seiner Römischen Geschichte beschrieben hat. (dto S. 382 f.)

Nachmittags besuchten wir das Städtchen Rocca di Papa, das z.Z. Pius´ dem Adelsgeschlecht der Colonna gehörte, das aber auch ein "Quartiere dei Bavaresi" (Viertel der Bayern) aufweist, weil Kaiser Ludwig der Bayer die Festung 1328 erobert hatte und eine Garnison von Bayern hierher verlegte, die ihre Spuren bis heute hinterlassen hat. Bis heute ist die Fahne Roccas weiß und blau. Übrigens ist Rocca di Papa Partnerstadt von Landsberg am Lech. Anschließend besichtigten wir auch das Kloster von Palazzolo, das eine abwechslungsreiche Geschichte hinter sich hat und vom dem aus man einen herrlichen Blick über den Albaner See hat.(dto S. 389)

Am dritten Tag fuhren wir zum Nemisee, den die Römer „speculum Dianae“ nannten, weil er die Form eines Spiegels hat. Sein glasklares Wasser spiegelt die Umgebung und an seinem Ufer war ein Dianaheiligtum, dessen Ruinen wir – so wie Pius es auch getan hat – besichtigten. Außerdem erblickten wir die Reste der spektakulären, 70 Meter langen Prunkschiffe Caligulas, die in den dreißiger Jahren - sehr gut erhalten – im Auftrag Mussolinis gehoben und in den extra für diesen Zweck erstellten Museumshallen ausgestellt wurden, die aber dann am Ende des 2.Weltkrieges durch einen Brand (entfacht vielleicht durch deutsche Soldaten) fast völlig zerstört wurden. Man arbeitet z.Z. An einer Rekonstruktion. Pius beschreibt erste Bergungsversuche und die Konstruktion dieser Schiffe mit erstaunlicher Detailtreue. (dto S. 386 ff.)

Anschließend besuchten wir noch Tusculum, das zwar im Mittelalter total zerstört wurde, aber doch noch einige antike Reste aufweist. Nostalgisch erwähnt Pius, dass Cicero, sein großes stilistisches Vorbild, hier seine „Gespräche in Tusculum“ verfasst hat. (dto S. 391)

Am vierten und letzten Tag schließlich rahmten wir Pius´ Ausflug ein: wir fuhren mit dem Zug nach Rom, begingen die „via Appia“, wo seine Reise angefangen, und dann die Lateranbasilika, wo sie aufgehört hat. Außerdem besichtigten wir die Bronzebeschläge von Caligulas Prunkschiffen, die im römischen Nationalmuseum ausgestellt sind. (dto S.392)

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